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Sagen

Die Dreifaltigkeitssäule in Forchtenau

Im Jahre 1667 entstand eine gefährliche Verschwörung einiger Magnaten, die Ungarn dem Kaiser Leopold zu entreißen beabsichtigten und es als „freye“ Republik unter türkischen Schutz stellen wollten. Die Verschwörer waren der Banus von Kroatien, Frengepan, Nádásdy und Trattenbach, der Stadthalter von Steiermark. Die Versammlung, an der auch Graf Esterházy teilnahm, wurde im Schlosse Pottendorf abgehalten.
Als der Plan der Verschwörung schriftlich festgelegt war, unterzeichneten ihn die Verschwörer. Es war ihnen besonders darum zu tun, den Grafen Esterházy zur Mitwirkung zu bewegen. Der Graf ließ sich zum Scheine herbei, seinen Namen darunter zusetzen, strich aber unauffällig mit einem scharfen Zuge die Unterschrift durch.
Er hatte schon lange die Absicht zu fliehen und die Verschwörer zu entlarven, doch war dies keine leichte Sache, da er von ihnen misstrauisch beobachtet wurde.
Er entfernte sich endlich doch, ließ aber seine Kopfbedeckung auf dem Tische zurück, damit man meine, er käme bald wieder. Er begab sich hinaus, wo in der Nähe des Schlosses Pottenstein schon ein Reitpferd bereit stand. Ohne Kopfbedeckung bestieg der Graf das Ross und sprengte gegen Forchtenstein. Die Schlosswache wusste schon von seiner Ankunft.
Unterdessen war die längere Abwesenheit Esterházys den Verschwörern aufgefallen, und als sie von seiner Flucht überzeugt waren, ritten sie ihm im Galopp nach. Knapp vor Forchtenstein hätten sie ihn beinahe eingeholt, doch da kam Hilfe vom Schlosse – er war gerettet. Die Verschwörer endeten auf dem Schafott.
Zum Andenken ließ Graf Esterházy an der Stelle seiner Errettung die Dreifaltigkeitssäule errichten, die noch heute zu sehen ist.

Die Grausame Rosalia von Forchtenstein, oder: Salah he!

Giletus, der Fürst von Forchtenstein und Herr des Neusiedler Sees, war in den Krieg gezogen. Seine Gemahlin Rosalia, ein geiziges und hartherziges Weib, herrschte während seiner Abwesenheit über die weiten Besitzungen. Sie unterdrückte die Leibeigenen, ließ die durchziehenden Kaufleute überfallen und berauben und sammelte unermeßliche Schätze an. Viele Gefangene wurden in den schwarzen Turm geworfen und mussten dort des Hungers sterben.
Als der Fürst vom Kriege heimgekehrt war, hörte er überall die Klagen der Unterdrückten und Verfolgten. Er gelobte, alles Unrecht wieder gutzumachen und die Schuldigen zu bestrafen.
Die Fürstin empfing ihren Gemahl mit scheinbarer Freude. Sie zeigte ihm einen Teil der geraubten Schätze, und der Fürst schien darüber erfreut zu sein.
Ein großes Festmahl wurde veranstaltet. Fürst Giletus erzählte nach dem Mahle, er habe in einem fernen Lande eine böse Frau kennengelernt, die ihre Untertanen furchtbar gepeinigt habe. Darauf zählte er all die Greueltaten auf, die seine Gemahlin begangen hatte.
Dann fragte er die Anwesenden, welche Strafe eine so böse Frau verdiene. Alle stimmten für den Tod.
Rosalia hörte mit Entsetzen ihre eigenen Untaten. Auch sie fragte der Fürst: „Was würdest du mit einem so entmenschten Weibe tun?“ Entsetzt sprach sie: „Es ist so, wie die Ritter gesprochen haben. Sie verdient den Tod. Ich würde sie in das Burgverließ werfen, damit sie den Hungertod erleide.“
Da sprach Giletus mit furchtbarer Stimme: „Salah, du hast dein eigenes Urteil gesprochen. Du bist jenes böse Weib, von dem ich erzählte. Du und deine Helfershelfer habt den vorbeiziehenden Kaufleuten aufgelauert, sie ausgeraubt und dann in den schwarzen Turm geworfen! Du hast befohlen, dass vielen armen Leuten ihre letzte Kuh weggetrieben wurde. Auf deinen Befehl wurden viele Unschuldige gemartert und mussten im schwarzen Turm des Hungers sterben. Du sollst denselben Tod erleiden!“
Vergebens war ihr Flehen.
Sie wurde gefesselt, auf ein Querholz gesetzt und in den schwarzen Turm des Schlosses hinuntergelassen.
Die Wachen riefen täglich hinunter: „Salah he, Salah he!“
Schreien und Wimmern war die Antwort. Erst am siebenten Tag war es still, nur das Echo gab Antwort: „Salah he!“
Nach dem Tode der grausamen Fürstin erschien lange Zeit um Mitternacht ihr Geist, umschwebte den schwarzen Turm und wieder hörte man den schaurigen Ruf „Salah he!“ aus der Tiefe des Turmes.
Später ließ der Fürst zur Erlösung ihrer armen Seele auf der höchsten Erhebung des Rosaliengebirges eine Kapelle erbauen, die noch heute steht und als Rosalienkapelle bekannt und weit und breit berühmt ist.